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Buddha

HEILUNG

unter einem ganzheitlichen Gesichtspunkt. 

Für die Zeitschrift „Aufschlüsse“ (Ausgabe 89, April 2024) wurde ich eingeladen, einen Artikel zum Thema Heilung und Heil zu verfassen. Der nachfolgende Artikel gibt Teile daraus wieder. Es werden verschiedene Aspekte von Heilung diskutiert. Der Ansatz der Rosen – Methode® wird unter anderem mit seinen spirituellen Anteilen beleuchtet. Ein Fallbeispiel aus der Körperarbeit nach der Rosen – Methode® untermalt das Thema anhand einer individuellen „Heilungsgeschichte“.

Inhalt:

1.    WAS IST HEILUNG?
2.    EIN WEG ZU SICH
3.    DIE ROSEN – METHODE® KÖRPERARBEIT
4.    ERFAHRUNGSBERICHT
5.    ZUR AUTORIN


1.    Was ist Heilung? 

Heilung hat meines Erachtens verschiedene Facetten. Als Medizinerin weiß ich, dass auf der Körperebene Krankheiten geheilt werden können. Jemand mit einem entzündeten Blinddarm kann operiert werden und ist danach geheilt. Erst hat die Person starke Schmerzen und nach der Operation, wenn die Wunden verheilt sind, keine mehr. Aus ärztlicher Sicht ist die Person geheilt.

Als Ärztin mit klinischer Erfahrung in der Psychosomatik und Psychotherapie weiß ich, dass seelische Wunden viel länger brauchen, um zu heilen. Was bedeutet in diesem Sinne heil zu sein und zu gesunden? Vielleicht gehören Krisen zum Leben dazu? 

Sicher sagen kann ich es sicherlich nicht. Seelenheil bedeutet für mich persönlich zu einem gewissen Grad auch Seelenfrieden. Wenn es also etwas gibt, auch wenn der Körper sogar chronisch krank ist und nicht mehr heilt, so wie es im Alter oft der Fall ist, dann kann es aus meiner Sicht dennoch einen inneren Frieden geben. Einen inneren Frieden, der uns ein Gefühl von heil beziehungsweise ganz sein erfahren lässt, ebenso wie die Erfahrung einer tiefen unpersönlichen Liebe. Diese Erfahrung kann schon etwas tiefer in das Spirituelle gehen. Einen Zugang dazu kann uns beispielsweise die Körperarbeit nach der Rosen – Methode® ermöglichen.

Marion Rosen, die Begründerin der Rosen – Methode® erkannte, 

dass wir auch eine Liebe in uns tragen, die wir vielleicht nie zuvor gefühlt haben. Das geschieht, wenn wir unseren Leib ganz entspannen.

Ist Heilung also etwas, das meint, eine körperliche Erkrankung verschwinden zu lassen oder den Seelenfrieden zu finden und bei sich anzukommen, um ein Gefühl von „ganz sein“ und Liebe zu empfinden oder sogar beides?

2.    Ein Weg zu sich

Zu mir kommen unter anderem Menschen nach traumatischen Erfahrungen. Danach ist nicht selten das Gefühl von einer inneren Zerrissenheit da oder sich „nicht ganz“ zu fühlen. Personen fühlen sich entfremdet. Auch Körperteile werden manchmal nicht mehr richtig wahrgenommen. Manchmal wird der Körper überhaupt nicht mehr wahrgenommen. 

Mit der Körperarbeit, so erfahre ich es immer wieder, kommen die Menschen wieder zu sich und bekommen ein Gefühl für sich als Ganzes und ihre Grenzen. 

Personen, die als Klienten auf dem Massagetisch unter meinen Händen liegen, kommen manchmal in Kontakt mit einem inneren Frieden oder einer unpersönlichen tiefen Liebe. Manchmal wird der Frieden im ganzen Raum spürbar. Das ist, so wie ich es sehe, eine tiefe spirituelle Erfahrung, die die Person, welche den Frieden wahrnimmt, beglückt und erfüllt. Vor diesem Hintergrund können andere Probleme an Bedeutung verlieren ohne weniger ernst genommen zu werden. Zu ihrer Methode schreibt Marion Rosen selbst:

Die Rosen – Methode® ist ein psycho-spiritueller Weg des Heilens. Es ist ein Prozess. Der durch den Körper zur Wahrnehmung der Gefühle führt. Das Ziel ist, Menschen zu helfen, ihr Potential zu entdecken und zu nutzen.

Aus medizinischer Sicht gibt es immer mehr Erkenntnisse über diese innere Erfahrung, welche mit einer tiefen Entspannung einhergeht. Vermutlich steht diese mit dem Hormon Oxytocin in Verbindung. 

Ein Teil des parasympathischen Nervensystems, welches mit innerem Loslassen assoziiert wird, wird durch das Hormon Oxytocin gesteuert. Kurz gesagt besteht das autonome Nervensystem aus dem Sympathikus und dem Parasympathikus und reguliert Stress und Entspannung. Es gibt uns die Möglichkeit mit einer Kampf-, Flucht- oder Erstarrungsreaktion auf äußere Anforderungen zu antworten oder eben offen und neugierig zu bleiben. Das parasympathische Nervensystem wird als der Gegenspieler des sympathischen Nervensystems angesehen. Das sympathische Nervensystem wird aktiv, wenn wir stressigen und herausfordernden Situationen begegnen. Sind wir gestresst, reagieren wir tendenziell voreingenommen und wertend. 

Das parasympathische Nervensystem ist aktiv, wenn wir uns entspannen und Erholung finden. Dann reagieren wir in einer Begegnung offen und neugierig. Es entsteht Kontakt und Verbindung. Das ermöglicht auch die Wahrnehmung positiver Gefühle wie Liebe, Verbundenheit und Wohlbefinden.

Manchmal geht körperliche Heilung mit innerer, psychischer Heilung und dem Gefühl von „ganz sein“ einher. Vielleicht bedingt es sich auch gegenseitig. Ich bin mir nicht sicher. Manchmal ist es so. Daher möchte ich hier von einem Fall berichten, der eine berührende Geschichte der Heilung von Herzrhythmusstörungen mit Rosen – Methode® Behandlungen erzählt. Doch zunächst möchte ich die Frage beantworten: Was ist die Rosen – Methode®?

3.    Die Rosen – Methode® Körperarbeit

Die körpertherapeutische Methode wurde von Marion Rosen, einer in Nürnberg geborenen Physiotherapeutin, entwickelt. Sie verbindet achtsame Berührung mit verbaler Begleitung. Normalerweise wird die Person, die auf einem Massagetisch liegt von der*dem Praktizierenden direkt von Haut zu Haut mit den Händen berührt. Manchmal wird auch über der Kleidung gearbeitet. Körperstellen, die nicht berührt werden, sind von einem Laken zugedeckt.

Für mich als Praktizierende dient die Festigkeit der Muskulatur und der Atemfluss als Orientierung. Praktizierende nehmen wahr:

  • Ist die Muskulatur weich, fest, angespannt? 
  • Wie ist die Konsistenz des Muskels unter der Hand?
  • Wie ist der Atem von der Person, die auf der Liege liegt?
  • Geht der Atem schnell, langsam, aufgeregt, unruhig, ruhig, gleichmäßig, unregelmäßig?

Die Art der getasteten Anspannung kann einen Eindruck hinterlassen wie beispielsweise ein Brett, eine Rüstung, ein Stein, ein Knoten, ein Korsett und so weiter. In der Rosen – Methode® wird chronische Verspannung grundsätzlich als ein Schutzmechanismus verstanden, der früh in der Kindheit entstanden ist. Meistens werden diese im Verlauf des Lebens hinderlich und die Anspannungsmuster machen sich als körperliche Symptome bemerkbar wie zum Beispiel Verspannungen und Schmerzen im Rücken oder Bauch, Magenbeschwerden, Reizdarm, etc.

Auch der Atem gibt Praktizierenden der Rosen – Methode® einen Eindruck über den inneren Zustand und womöglich sogar eine Idee zu einem Gefühl. Manchmal sieht die Praktizierende anhand des Atems schon ein Gefühl sich anbahnen und die Person auf der Massageliege spürt es noch gar nicht. 

Der Atem sei wie ein Barometer, meinte Marion Rosen, und sei das Tor zum Unbewussten. Damit ist aus meiner Sicht die Verbindung des Atems mit den Gefühlen gemeint, die gerne in Kombination mit Muskelanspannung zum Selbstschutz verdrängt werden. Ein anerkannter Körperpsychotherapeut, Wilhelm Reich, hat die Verbindung von Körperanspannung, Gefühlsverdrängung und Anhalten des Atems in den Anfängen der Psychotherapie um 1900 herum erkannt.

Der wichtigste Atemmuskel, das Zwerchfell, liegt in der Mitte unseres Brustkorbes und trennt den Brustraum vom Bauchraum. Marion Rosen schrieb dazu:

Ich höre viele Geschichten von Menschen, die all ihre Gefühle in Familien investieren und doch verletzt und zurückgestoßen wurden. Schließlich haben sie Angst, ihre Liebe zu zeigen, und verstecken sie so tief wie möglich. Es scheint das letzte Gefühl zu sein, dem sie gestatten aufzutauchen – und das geschieht nur, wenn sich sowohl das Zwerchfell wie auch der Bauchraum vollständig entspannen können. Vertrauen muss sich zuerst entwickeln, danach die Hingabe, damit das Zwerchfell seine volle Beweglichkeit hat. Wenn das geschieht zeigt sich die Liebe. Diese Liebe ist nicht gekoppelt an ein bestimmtes Objekt oder eine Erfahrung. Es ist vielmehr die angeborene Liebe der Menschen, die hier zum Vorschein kommt. Die Menschen sind voller Liebe, unabhängig davon, was in ihrem Leben geschehen ist – aber das ist ihnen nicht bewusst. Finden Menschen Zugang zu dieser Liebe, dann betreten sie ein völlig neues Terrain, und ihre Liebe wirkt sich auf ihre Familien und andere Menschen in ihrem Umfeld aus. Es ist eine schwer fassbare Erfahrung, von der wir wissen, dass sie da ist, die wir aber nicht benennen können. Manche nennen es ‚Gott’. Jeder erfährt es auf seine eigene Weise, ohne dass er etwas dazu tun muss.

Gerade wenn die Wahrnehmung des Körpers abhandengekommen ist, helfen Praktizierende mit ihren Händen und einfühlsamen Worten der Person, sich mehr zu spüren, zu sich zu finden, wieder mehr im Körper anzukommen. Ich erlebe das häufig, dass mir jemand nach einer Rosen – Methode® Körperarbeit Behandlung mitteilt: 

Ich konnte mich nach der Behandlung für mehrere Tage richtig gut spüren und zum ersten Mal seit langem wieder wahrnehmen. 

4.    Erfahrungsbericht

Manchmal spüren Personen ihren Körper nur dann, wenn er Symptome macht, wenn er schmerzt oder etwas macht, was er nicht tun soll. Das ist dann beunruhigend. Die Wahrnehmung ist vermehrt auf den Körper gelenkt. Mit ängstlicher Aufmerksamkeit wird aufgepasst, was im Köper geschieht. Das kann passieren, wenn eine körperliche Grunderkrankung vorliegt, wie in dem Fall von dem ich hier berichten möchte. 

Bei der betreffenden Person, ich nenne sie A.H., lag eine Herzrhythmusstörung vor, bei welcher das Herz viele viele Male zu oft schlägt und pumpt, auch wenn es gar nicht gebraucht wird. Das äußert sich in spürbarem „Herzstolpern“. Das Herz gibt immer mal wieder einen zusätzlichen Herzschlag zwischen regulären Herzschlägen ab. Geschieht das sehr oft, nehmen Betroffene das als unangenehm wahr. Das führt dazu, dass sie ängstlich nach innen zu ihrem Körper horchen und öfter ihren Pulsschlag kontrollieren. Sie sind beunruhigt und fragen sich, ob alles in Ordnung ist.

Der Herzspezialist stellte im Fall von A.H. gravierende Veränderungen im Langzeit-EKG fest, einer Messung zur Untersuchung des Herzrhythmus. Die Einnahme von Medikamenten zur Regulierung des Herzschlags wurden begonnen. Nach kürzester Zeit traten jedoch solche Nebenwirkungen vom Medikament auf, dass es abgesetzt werden musste. Es gab die Empfehlung das Herz mittels Ausdauersport zu regulieren und dann, als sich die Symptome weiter verschlechterten, wurde ein operativer Eingriff am Herzen von den Fachärzten empfohlen. In dieser Zeit fiel A.H. das Buch „Die Rosen-Methode: Den Körper berühren, die Seele erreichen“ von Marion Rosen mit Susann Brenner in die Hände. Das Buch hatte A.H. angesprochen, so dass A.H. sich sofort für ein Wochenende zu Selbsterfahrung der Methode anmeldete. Die Beschwerden in der Zeit kurz vor dem Kurs beschreibt A.H. so:

In den Tagen vor dem Kurs zeigten sich nun auch eine Kurzatmigkeit bei körperlicher Belastung. Allein schon beim Treppensteigen zu dem Kurs in der 3. Etage fühlte ich mich wie eine 80-jährige Person, die Pausen auf der Zwischentreppe einlegen musste.

Während einem Kurs besteht die Möglichkeit selbst eine Behandlung nach der Rosen – Methode® zu bekommen, um den anderen Teilnehmern das Vorgehen zu demonstrieren. A.H. meldete sich spontan freiwillig. Als A.H. auf der Massageliege lag habe die Praktizierende zu A.H. gesagt, dass es jetzt um sie gehe und dass sie für A.H. da sei. Dabei sei A.H. sofort in Tränen ausgebrochen. Der Körper entspannte sich, der Atem wurde voller und weiter. Danach habe die Praktizierende A.H. vor allem mit den Händen gehalten und sanft im eigenen Prozess mit einfühlsamen Worten begleitet. 

Danach seien die Beschwerden deutlich zurück gegangen und A.H. fühlte sich befreit und deutlich besser. Nach einem weiteren 6-tägigen Folgekurs verschwanden die Symptome und A.H. ist bis heute beschwerdefrei. 

Spätestens danach habe ich bis heute keinerlei Aussetzer mehr gespürt. Ein Jahr nach diesen Geschehnissen sagte der gleiche Arzt nach einem Langzeit-EKG, der mir den medizinischen Eingriff empfohlen hatte: ‚Ja also die Extrasystolen sind nun weg oder so selten, dass nicht einmal Bedarf für einen weiteren Kontrolltermin besteht!‘ Ich solle mich melden, wenn ich wieder etwas bemerken würde, so A.H.

Als die Symptomatik damals begonnen habe, habe es Eheprobleme gegeben. A.H. bringt die Beschwerden in einen psychosomatischen Körper-Seele-Zusammenhang. Inhaltlich bezieht A.H. sich auf den „Herzraum“. Nach einer sehr tragischen und nervenaufreibenden Trennung konnte A.H. für sich damit schlussendlich friedlich abschließen. Diesen Prozess haben die Behandlungen nach der Rosen – Methode® Körperarbeit unterstützt. 

Aus medizinischer Sicht liegt hier keine Wunderheilung vor, auch wenn das so erscheinen mag. Der Hintergrund von zusätzlichen Herzschlägen, wie es hier der Fall ist, war Stress und die Ausschüttung von entsprechenden Hormonen und Botenstoffen, die das Herz in Aufruhr bringen. Sie wollen den Herzschlag beschleunigen und bereiten den Körper auf Kampf- und Fluchtreaktionen vor. In der Körperbehandlung wurden die Stresshormone reduziert und dadurch verschwanden die Symptome. 

Die Berührung nach der Rosen – Methode® vermittelt dem Körper, dass er sicher ist und die Person vertrauen kann. Das wiederum führt zur Ausschüttung des oben bereits erwähnten Hormons Oxytocin. Dieses Hormon hat ebenso Wirkung auf verschiedene Körpersysteme, unter anderem dem Herzen. Wenn der Körper entspannt, kann der Stress nicht weiter bestehen. Symptome, die mit Stress einhergehen, verschwinden dann.

A.H. verfasste ein Gedicht nach der ersten Behandlung, was ich hier wiedergeben darf:

Hände

Hände, die sich achtsam legen
Seelen, die behutsam reden
Ich fühl mich einmal ganz gesehen
Und zeige hier mein wahres Wesen

Ein fast bewegungsloser Tanz beginnt
Eine Harmonie sich vorsichtig entspinnt
Ich liege, bin dankbar, empfangend, nehmend
Hände berühren, schwingen mit, sind schenkend gebend

Viele tausend Male missverstanden,
darf hier und jetzt ich heilend wandeln
Mein Körper kennt noch jeden Schmerz
Fühl´ mich plötzlich seltsam frei
Die lange Zeit des Haltens ist vorbei

Was Heilung tatsächlich bedeutet, ist wahrscheinlich sehr individuell. Aus medizinischer Sicht bedeutet Heilung, die Reduktion und das Verschwinden von Symptomen. Aus psychologischer Sicht kann es bedeuten stressresistent und sowohl mehr bei sich zu sein als auch mehr Lebensqualität zu haben. Aus spiritueller Sicht ist es vielleicht der innere Frieden, die unpersönliche Liebe und ein Gefühl von Ganzheit.

5.    Zur Autorin

Dr. med. Andrea Werner ist Rosen – Methode® Praktizierende mit eigener Praxis seit 2012 in Würzburg. Sie hat klinische Erfahrung in der Psychosomatik, wo sie in einer Tagesklinik einzel- und gruppenpsychotherapeutisch gearbeitet hat. Sie unterrichtet die Rosen – Methode® Körperarbeit für das deutsche Zentrum der Rosen – Methode® Körperarbeit. Ihre Dissertation verfasste sie zum Thema Körperpsychotherapie. Zu Beginn des Jahres 2024 erschien ihr erstes Buch „Selbstfürsorge: Leicht gemacht!“.

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