ROSEN-METHODE® UND TRAUMA
Freundlich zu sich sein.
Ich arbeite nicht mit dem Trauma. Ich arbeite mit Menschen. Die Menschen sind viel mehr als ihr Trauma (Marion Rosen, aus dem Gedächtnis einer Rosen-Methode® Praktizierenden).
Ein Trauma ist gekennzeichnet durch ein Ereignis, das lebensbedrohlich ist. Manchmal sind es auch mehrere Ereignisse, oder als bedrohlich empfundene Lebensumstände, die über einen längeren Zeitraum ausgehalten werden müssen wie zum Beispiel im Fall von häuslicher Gewalt, emotionalem Missbrauch oder sexuellem Übergriff. Dann wird auch von Entwicklungstrauma oder komplexer bzw. chronischer Traumatisierung gesprochen. Manchmal reicht auch das Miterleben eines Ereignisses katastrophalen Ausmaßes aus, um an Symptomen und Folgeerscheinungen zu leiden.
Ein Trauma kann dann bleibende Folgen für uns haben, wenn die normalen Bewältigungsstrategien überfordert werden. Dann hat ein lebensbedrohliches Erlebnis den Rückgriff auf „reflexhafte“ Überlebensstrategien zur Folge, sog. Überlebensmuster.
Bernard führte eine qualitative Studie durch, die erforschte wie Rosen-Methode® Körperarbeit die Erleichterung von physischen und psycho-emotionalen Einschränkungen bewirkt, die mit Trauma und posttraumatischen Stresssymptomen in Zusammenhang stehen.
Ein entscheidender Faktor sei die therapeutische Beziehung.
Bernard schlussfolgert, dass Rosen-Methode® Körperarbeit ein wertvoller Weg der Trauma-Therapie sein könne. Die therapeutische Beziehung scheint für sie in ihrer wissenschaftlichen Studie zu einem entscheidenden Faktor geworden zu sein.
FOLGENDE ERKENNTNISSE KONNTEN GEWONNEN WERDEN:
Rosen-Methode® Körperarbeit sei nach Bernard die einmalige Kombination, einer in Präsenz zentrierten, Klienten-spezifischen Berührung und der in Beziehung und im Körper präsenten Haltung eines Therapeuten. Sie geht damit über die Behandlung einer therapeutischen Massage hinaus. Es scheint als ob diese zwei Aspekte zusammen eine sichere, vertrauensvolle Umgebung für die Patienten ermögliche, so dass tiefere Schichten der Trauma-Erinnerung erreicht werden können, die nicht nur durch die Lösung von physischer und emotionaler Spannung, die in physischer Verspannung und Hindernissen der Atmung festgehalten seien, sondern auch in wiedergutmachenden Prozessen traumatischer Inhalte und mentaler Schichten der Wahrnehmung, die das Potential haben, Verhaltensänderungen und spirituelle Lösungen hervorzubringen und zu tiefer Entspannung führen können. Diese Effekte scheinen in einer Weise zu geschehen, die eine authentischere Erfahrung des Selbst, in Beziehung und Gegebenheiten in der Umwelt im Leben erlaube (Bernard 2016).
Teilnehmer der Studie berichteten über den Nutzen von Rosen-Methode® in verschiedenen Formen Posttraumatischen Wachstums wie
- Erleichterung von Schmerzen,
- besserem Schlaf,
- weniger Ängstlichkeit, und Depression,
- Verbesserungen in Beziehungen,
- begünstigende Auswirkungen auf die Selbstwahrnehmung und Motivation
- sowie eine Vertiefung der Sinnhaftigkeit und spiritueller Einsichten (Bernard 2016, S. 34).
Als Resultat der Rosen-Methode® Behandlungen fand Bernard zunehmend:
- eigenverantwortliche Emotionsregulation,
- emotionale Langzeitstabilisation,
- Akzeptanz,
- in Kontakt treten,
- lernen von und somatische Freisetzung von Emotionen,
- Resilienz,
- Entschlossenheit (Bernard 2016, S. 34).
Folgende schädlichen Aspekte wurden durch Behandlungen nach der Rosen-Methode® Körperarbeit vermindert:
- Überreaktion,
- Dissoziation,
- Taubheit und
- Erstarrung (Bernard 2016, S. 34).
Versöhnen mit dem Erlebten.
Den Weg des Posttraumatischen Wachstums im Verlauf von mehreren Rosen-Methode® Behandlungen wurde von Salibian in ihrem Artikel als „Spirale der Heilung“ beschrieben (Salibian 2015, S. 55). Die unterschiedlichen Ebenen gibt die folgende Tabelle wieder.
Stadien | Grad der Wahrnehmung | Resultierendes Gefühl oder Verhalten |
Kein Wissen – Kein Bewusstsein | Keine Wahrnehmung der Trauma-Erfahrung | Erstarrung in Überlebensmustern |
Akzeptanz | Im Laufe der Zeit beginnt Akzeptanz des Traumas | Fortdauernde Selbstzweifel – aber nicht immer |
Verknüpfung | Beginnende Realisierung der Beziehung zwischen aktuellem Verhalten, der Dilemmas und früheren Erfahrungen | Beginn der Realisierung, dass Probleme nicht angeboren oder unabwendbar sind |
Benennung | Überlebende können ihre Trauma-Erinnerungen oder Überlebensmuster als solche erkennen und benennen | Beruhigt, auch wenn die Überlebensmuster noch nicht zu stoppen sind |
Selbstfürsorge | Gewohnt „tapfer“ zu sein; Abschaltversuch um an Aktivitäten teilzunehmen, die Leid zufügten | Situationen ablehnen, die nicht gut sind oder triggern (wie gewisse Filme oder Familienereignisse) |
Verkörperung nimmt zu | Zunahme der verkörperten Selbstwahrnehmung im Gegenwartsmoment | Lebendigkeit fühlen; die Erde schätzen; Menschen vertrauen; den eigenen Wert erkennen; die eigene Meinung sagen |
Resonanz auf Erinnerungen | Erinnerungen, die früher eine Ganzkörperreaktion auslösten, werden zu autobiografischen Erinnerungen wie alle anderen | Noch emotionale Reaktionen, jedoch ohne das Erleben im Gegenwartsmoment zu stören |